27.12.2017
heute schreibe ich euch verschnupft in langen Hosen, hoch gezogenen Kniestrümpfen, flauschigem Pulli und dicker Birne. Ich sitze in Dland bei meiner Mom im Haus und es ist für die Mittagszeit ziemlich duster. Mir fehlt jetzt schon das Licht meines Paradieses. Normalerweise versuche ich das Wort „mein“ ja zu vermeiden, doch diesmal trifft es das wirklich, denn es ist nun mal nur nach meinen Vorstellungen ein Paradies, wie ich in den letzten Stunden erfahren durfte.
Die letzten anderthalb Wochen (sorry, hatte irgendwie kein Kopf eher zum schreiben) waren sehr abwechslungsreich und das war nicht nur beim Wetter so, welches mich teilweise an den europäischen April erinnerte. Angefangen hat die vergangene Woche mit der ersten Bearbeitung unseres Landes (uns ist gut), welches Jo die Handgelenke für ein paar Tage lahmlegte, weil er nicht auf mich hören wollte („wer nicht hören will, muss fühlen“). Wir haben Zone 1, rund um das zukünftige Haus freigelegt und so 20 mal 30 Meter mit der Machete vom Gebüsch befreit. Mir hat das Spaß gemacht, jedoch mit Sicherheit auch ein paar Tieren den Lebensraum gekostet. Während der Arbeit musste ich mehrmals an die Entdecker bei ihrer Dschungeldurchquerung denken, denn die hatten bestimmt ähnliche Gefühle oder Gedanken dabei.
Dann kam ich auf der Suche nach den Kids mal an den Strand und sah Jo und ein paar der Dorfkinder eine umgefallene Kokospalme auseinander nehmen. Erosion und Wind hatten ganze Arbeit geleistet. Die Palme war vielleicht 30 Jahre alt und voll mit Kokosnüssen, über die alle mehr wie happy waren. Das Beste der stolzen Palme war jedoch das Herz zwischen den Blättern, geschmacklich überraschend nicht übertreffbar. Ein Gaumen-schmaus wie man sehen kann.
Nach dem Essen wurde sich ausgeruht. Arbeitspausen durften natürlich nicht fehlen, sonst hätte ich womöglich wie Jo schnell die Lust verloren. Wenn man jedoch wie wir keinen Druck hat, ist das Leben einfach nur schön.
Den Kiddis haben wir es natürlich bequem gemacht, sodass wir in Ruhe unserer Arbeit auf dem Land nach gehen konnten. Die beiden sind dort sowieso viel selbstständiger, wie zuvor auf Bali, was mich immer noch überrascht und ich mich frage wieso. Mitunter liegt es wohl auch an mir, wer weiß das schon? Ich momentan jedenfalls noch nicht. Die Kids haben jedenfalls stundenlang dort abgehangen.
Dann haben wir unser Haus auf unseren ersten Besuch vorbereitet. Ich wollte damit ursprünglich dafür Sorgen, dass Jo es nicht all zu schwer so alleine auf sich gestellt an dem neuen Ort hat. Nach der ersten Woche vor Ort waren meine Bedenken jedoch völlig umsonst. Trotzdem haben wir gerade Besuch für den wir ein Gästezimmer eingerichtet haben.
Ida durfte sich dafür an der Wand verewigen, das war ihr mehr wie ein großes Vergnügen. Ich habe mich im Bad ausgelassen und es etwas aufgehübscht. Das Beste rausgeholt, was mit wenig Mitteln eben raus zu holen war. Wir haben das Haus ja nur für ein Jahr gemietet. Was man nicht alles tut für seine Gäste.
Während Jo sich in seiner Landerschliessungsarbeitspause mit Palmenblätterflechten beschäftigte, habe ich mir versucht einen Hut zu basteln. Sieht besser aus wie er ist. Ich werde auf jeden Fall meine Technik noch verbessern, denn es ist die gleiche wie zum Körbe flechten und davon werden wir wohl noch so einige brauchen. Und wozu kaufen, wenn die Blätter überall rumliegen und zur Verarbeitung einladen. Aber erstmal die Kälte Dlands überstehen.
Dann habe ich mich mal um all unsere mitgebrachten Pflanzen gekümmert, von denen fast alle überlebt haben. Beim Nachbarn habe ich vom Kuhstall etwas Erde besorgt und vorher ein paar der alten mitgebrachten Reis- und Erdsäcken die Enden zusammen genäht. Ein paar Bambusstöcke besorgt um sie zu beschriften. Voila Pflanzsäcke.
Dann gab es noch ein Neugeborenes Kälbchen zu bestaunen, sooo süß. Tippi war eher an dem Mutterkuchen interessiert, an welcher die Kuh herum kaute. Wieder was gelernt. Außer mir fand das irgendwie keiner eklig, ich Stadtkind halt.
Und dann fuhren wir alle nach Bandar Lampung, da meine Flugreise nach Deutschland von dort aus starte. Was für ein Trip! Die mit dem Moggel überquerten Berge mal so zu sehen, alle Achtung. Das der das geschafft hat, überrascht mich jetzt noch mehr. Und er soll das nochmal so beladen machen, denn wir haben ja noch Sachen auf Bali eingelagert. Na, da bin ich echt mal gespannt, ob er das wirklich nochmal macht. Der Berg hinauf zum Regenwald ist wirklich krass steil. Und dann gab es gleich mal den ersten kleinen Kulturschock in der Hauptstadt Süd- Sumatras mit all dem Verkehr, den vielen Menschen und den vielen Lichtern.
Und jetzt sitze ich hier in dem hochentwickelten Deutschland mit all seinen Luxus- und Wohlstandsproblemen und sehne mich zurück nach meinem kleinen Paradies.
Da ich jetzt bis Mitte Januar hier in Deutschland hänge, werde ich eine Schreibepause einlegen und wünsche euch allen da draußen einen Guten Rutsch ins neue Jahr!!!
Bis bald
Koni
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